Die Burganlage auf dem Gaulskopf bei Ossendorf
Auf dem Gaulskopf (264 Meter über NN), einem Ausläufer des Stocksteins (380 m über NN), liegt in Sichtweite von Ossendorf das Ausgrabungsfeld einer Burganlage. Bereits 1965 fanden hier die ersten Ausgrabungen unter Anton Doms statt. Von 1990 an wurden die Arbeiten erneut aufgenommen unter der Leitung von Dr. Werner Best vom Westfälischen Museum für Archäologie in Münster. Hierbei wurden „einzigartige“ Funde gemacht. Die Burg auf dem Gaulskopf diente auch der Bevölkerung Ossendorfs in früheren Jahrhunderten als „Fliehburg“.
Auf dem Gaulskopf, dem langgestreckten Höhenrücken zwei Kilometer südwestlich von Ossendorf, wurde im Oktober 1991 das Ergebnis der Ausgrabungen als „Spektakuläre Funde“ und „Einmalig in Westfalen“ bezeichnet. Zur Altersbestimmung der gefundenen Skelette wurden Gerichtsmediziner der Universität Göttingen hinzugezogen. Daß der Gaulskopf geschichtsträchtig ist, war seit etwa 170 Jahren bekannt. Spätestens seit den Ausgrabungen von Anton Doms in den Jahren 1965 / 1967 war das Interesse an dieser
Blick in westlicher Richtung vom Rabenberg bei Ossendorf.Über dem Diemeltal
von links der Gaulskopf (Asseler Wald), der Leuchtenberg und im Hintergrund
die Egge mit der Waldkuppe.
germanischen Wallburg geweckt. Im Grabungsbericht von Anton.Doms ist die Anlage beschrieben: „Die Hauptwälle umschließen eine etwa 300m lange und zwischen 100 und 150m breite Fläche. Im Westen riegelt ein 3m hoher, an der Basis 10m breiter Nord-Süd-Wall die Burgzone ab“. Die Funktion des Berges und der Burg, ob Zufluchts-oder Versammlungsplatz, ob heiliger Berg oder befestigte Siedlung, ob Herren- oder Adelssitz ist noch nicht endgültig geklärt. Diese Wallburg hat sicherlich in den langandauernden fränkisch-sächsischen Auseinandersetzungen des 7. und 8. Jahrhunderts eine besondere Rolle gespielt. Es ist die bedeutenste Burganlage zwischen Eresburg und Herstelle.
Gaulskopf Osttor
Durch das Osttor, welches freigelegt und restauriert wurde, gelangt man auf das Ausgrabungsplateau. Eine 10m lange Torgasse verengt sich auf eine 3m breite und 5m lange Torkammer, in deren Mauerzüge und Vorsprünge erhalten sind. Durch den Frühjahrssturm 1990 wurden mehrere Fichten umgeworfen und die so entstandene Freifläche wurde nun genauer untersucht.Im Herbst 1991 fanden die Archäologen drei jahrhundertealte Grabstellen mit jeweils einem kopflosen Skelett. Man fand weiterhin den Grundriss einer Kirche, die ein Sakralbau auf 22 Holzpfeilern war, die in das Gestein fest verkeilt waren. Die Größe dieser Kirche war 12m lang und 5m breit und wird in die Zeit der frühen Missionierung der Sachsen (8. Jahrhundert) datiert. Mehrere Funde wie Reitersporen, Gewandspange, Perlen sowie Keramikreste und Tierknochen beweisen ein ständiges Bewohnen der Burg in karolingischer Zeit ( 950 – 1100). Die Burg könnte einem einflussreichen sächsischen Edlen gehört haben, der das Recht auf den Bau einer „Eigenkirche“ hatte. Es ist auch anzunehmen das Kaiser Karl der Große bei seinen Kriegszügen auf der Burg Zwischenstation gemacht hat.
Eine weitaus frühere Besiedlung und Nutzung des Gaulkopfes muss es aber schon gegeben haben. Etwa vor 5000 Jahren siedelten in der ausgehenden Jungsteinzeit hier Menschen. Rätselhafte Funde künden noch heute davon: kleine, in den Fels eingelassene Gruben, die mit Keramikresten und Knochen angefüllte waren, lassen sich als Reste kultischer Handlungen deuten. Somit ist diese Ausgrabungsstätte von überregionaler Bedeutung für Ossendorf. Neben den fränkischen Kriegergräbern aus dem 7. Jahrhundert, die am alten Stadtweg direkt in Ossendorf 1965 entdeckt worden sind, stellt die ehemalige Burganlage auf dem Gaulskopf eine weitere kulturgeschichtliche äußerst wichtige Dokumentation von früheren Besiedlungen des Diemeltales bei Ossendorf dar.
Unterhalb des Gaulskopfes war das Dorf „Aslan“ (Asseln) an der Diemel bei Ossendorf, welches erstmals 1024 durch das Auftreten des Grafen „Ekkika“ erwähnt wird. Aus historischer Sicht sprechen keine Gründe dagegen, diesen Grafen mit der Wallburg auf dem Gaulskopf in der Wüstungsgemarkung von „Aslan“ 0,7 km südwestlich des ehemaligen Dorfes in Verbindung zu bringen. Die Bewohner von „Aslan“ sowie der weiteren Bevölkerung des Diemeltales haben sicherlich die Wallburg des Gaulskopfes oft als „Fliehburg“ in den unruhigen Zeiten genutzt. Die Fläche der Wallburg ist viereinhalb Hektar groß. Hier haben neben der karolingischen Kirche auch Häuser gestanden.
Innere Südwand der zweiteiligen, gemörtelten
Torkammer I mit den Mauervorsprüngen
Spuren in dem noch bis zu einer Höhe von 90cm erhaltenen Wall deuten auf den ursprünglichen Einbau einer versteifenden Holzkonstruktion hin. Der Grabungsleiter Dr. Werner Best nimmt an, dass die Vorderseite des Walles durch eine Trockenmauer verstärkt war, während auf der Rückseite Waldboden und Bruchsteine zu einer Rampe aufgeschüttet waren. Vor dem Wall befand sich ein Graben der ca. 1,6 m tief war.
Nordost-Ecke des umbiegenden mächtigen
Walles zum Tor I
Grabungsfunde auf dem Wall belegen als Entsehungszeit das 7. Jahrhundert. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Wallburg auf dem Gaulskopf in der Zeit der Kriege zwischen Sachsen und Franken entstanden ist. Die Wallburg auf dem Gaulskopf stellt die Verbindung zu den anderen Wallburgen her: die Eresburg bei Marsberg und die Brunsburg bei Höxter. Die Burg auf dem Gaulskopf dürfte, so schließen die Archäologen, einem einflussreichen sächsischen Edlen gehört haben, bevor die fränkischen Eroberer kamen, die schließlich -nach 770- das nahe Paderborn zur Kaiserpfalz ausbauten.
Die Lage der Wallburg auf dem Gaulskopf, einer der höchsten Erhebungen im Diemeltal, ist äußerst geschickt. Nach Norden, Osten und Süden fällt der Berg bis zu 45 Grad steil ab, sodass nur noch die Westseite besonders durch einen Hauptwall, Gräben und Vorwall gesichert werden musste. Die Anlage war so groß, dass bei Gefahr durch Feinde, Menschen und auch Vieh hier Unterschlupf fanden. Außer der „Gaulsburg“ gab es noch weitere Wallburgen im Diemeltal: Die Wahlburg bei Wethen, die Leuchte und die Besseburg bei Scherfede und Rimbeck. Der 264m hohe Gaulskopf zählt zu den schönsten Aussichtspunkten von dem aus man das gesamte Diemeltal überblicken kann. Wo heute die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen verläuft, war früher die Grenze zwischen dem Fürstbistum Paderborn und Waldeck. Noch heute ist diese Grenze an den zahlreichen Grenzsteinen mit dem Paderborner Kreuz und dem Waldecker Stern zu erkennen.