Dorfgeschichte

Eine exakte Zeitbestimmung der Ersterwähnung von Ossendorf kann nicht erfolgen. Ossendorf wird in den „Corveyer Traditionen“ (Mönchslisten des Klosters Corvey) im Zeitraum zwischen den Jahren 826 und 876 zum ersten Mal als „Ossenthorp“ genannt. Urkundlich findet man den Ort unter der Bezeichnung „Pagus Ossenthorp“, gelegen in der Vogtei des Grafen Konrad von Rietberg, in einer Urkunde aus dem Jahre 1100. In dieser Urkunde ist erwähnt, dass der „Abt Gumpert von Abdinghof“ in Ossendorf ein Gut gekauft hat, dessen Besitz ihm im Gericht des Richters „Erpho“ unter dem „Königsbann“ bestätigt worden ist. Als gesichert gilt auch eine Urkunde von 1144 mit der Bischof Bernhard von Paderborn dem Kloster Abdinghof in Paderborn deren Besitz unter anderem in Ossenthorp bestätigt.

Auch die Kirche des Ortes ist, wie sich aus dem Kirchpatron – dem „Täufer Johannnes“ – ableiten läßt, Jahrhunderte alt. Diese Kirche wird bereits 1231 vom Domkämmerer in Paderborn genannt. Sie ist mitten im Dorf, an der Kreuzung zweier frühgeschichtlicher Handelsstraßen, gelegen und „Johannes dem Täufer“ geweiht.Diese neuromanische Kirche wurde 1904 an der gleichen Stelle gebaut, wo einst die aus dem 12. Jahrhundert stammende „alte Kirche“ gestanden hat, die wegen Baufälligkeit abgebrochen werden mußte.

Aus der alten Kirche wurden übernommen:
– der romanische Taufstein aus dem 12.Jahrhundert
– die Säule welche den Turm mit der Kirche verbindet
– das Weihwasserbecken
– die Heiligenfiguren St. Kilian und St. Agatha
– der Seitenaltar
– sowie der barocke Hochaltar aus dem Jahre 1708.

Taufstein aus dem 12. Jahrhundert
Der berühmte westfälische Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun wurde 1695 als Sohn des Richters Henricus Schlaun in Nörde geboren und ist in der Ossendorfer Pfarrkirche am 8.Juni 1695 getauft worden. Henricus (Heinrich) Schlaun gilt als Förderer der Ossendorfer Kirche. Er stiftete 1710 das Altarbild für den Hochaltar und ließ im gleichen Jahr eine zweistöckige, gewölbte Sakristei an die Nordseite der Kirche anbauen. Auch der Seitenaltar wurde wahrscheinlich von Henricus Schlaun gestiftet. Aus Dankbarkeit erhielt er das alleinige Recht, in der Sakristei beigesetzt zu werden. Die Gußeiserne Grabplatte (168cm hoch und 78 cm breit) von Henricus Schlaun ist in den Kirchenneubau 1905 übernommen worden und hängt noch heute in der Sakristei.

Zu dem „Sprengel“ (kirchlicher Amtsbezirk) der Pfarrkirche, dürfte auch das heute längst nicht mehr vorhandene Dorf „Asseln“ gehört haben. Dieses wurde 1444/1448 von denen „von Pappenheim in Kalenberg“ an die Stadt Warburg verkauft und war noch auf der Landkarte von 1805 als „Essler Burgruine“ eingezeichnet.

Als Grundbesitzer und Grundherren traten in Ossendorf die Familien von Asseln, von Pappenheim zu Canstein und zu Kalenberg, und derer von Spiegel auf. Als Edelherren waren die „Herren von Schöneberg“, welche Besitzer des „jus advocatiae“ – einer „Hufe“ – (Vollbauernhof) in Ossendorf waren, bekannt. Der bischöfliche Landesherr kaufte 1185 in Ossendorf ein Gut des Klosters Corvey und weiteren Besitz, den er im 14. und 15. Jahrhundert zum Teil an die Familie von Spiegel und an das Kloster Hardehausen wieder verkaufte. Auch die Klöster Wormeln, Willebadessen und das Stift Heerse (Neuenheerse) haben in Ossendorf Bauernhöfe gekauft. Dem Landesherrn gehörte der „Zehnt“ in Ossendorf, den sich ab 1365 bzw. 1400 das Stift Heerse und das Kloster Hardehausen teilten. Obwohl Ossendorf nicht zu den eigentlichen „Klosterdörfern“ des Klosters Hardehausen gehörte, ist der Einfluss der Ordensleute aus Hardehausendoch immer wieder in der Geschichte des Dorfes zu finden.

Dem Bischof unterstand in Ossendorf:
-der „Krug“(Gastwirtschaft)
– die Besetzung der Richterstelle
– die „Burgfestdienste“ der Einwohner
– und der Zoll.
Letzterer brachte, im 18. Jahrhundert, wegen dem Niedergang des Handels mit Waldeck und dem schlechten Zustand der Diemelbrücke bei Ossendorf nicht mehr viel ein.

Die Johanneskapelle, welche direkt an der „alten holländischen Straße“ (heute B7) liegt, hat nach einer Zeichnung des Pfarrers Johannes Verne der Hochfürstliche Richter Johannes Menne im Jahre 1776 erbauen lassen. Der Eingang ist mit Sandsteinen eingefasst. Der Mittelstein des Torbogens trägt die Inschrift: „Gott und dem Heiligen Johannes dem Täufer den 24. Juni 1776 Joes Menne R.u.P.“ (R.u.P. ist die Abkürzung für Richter und Posthalter). Der selben Familie Menne gehörte auch die Posthalterei in Ossendorf seit dem Dreißigjährigen Krieg. Sie galt als reichste und wohlhabenste Familie und konnte in ihren Stallungen bis zu 60 Pferde aufnehmen.
Die erste Posthalterei ist in der Zeit von 1664 bis 1669 in Ossendorf eingerichtet worden. Von hier aus wurde das Teilstück von Ossendorf nach Westuffeln unterhalten. Die Posthalterei in Ossendorf ist eine der ältesten im gesamten Diemeltal und Warburger Raum. Durch die Kreuzung von der „alten holländischen Straße“ mit dem Handelsweg zur Weser war Ossendorf schon vor Jahrhunderten ein zantraler Ort. Hier kreuzten sich auch der „Eiserweg“ der aus dem Sintfeld kam und ein Höhenweg, der auf dem Kamm der Egge verlief und von Marsberg aus zur Weser führte.

Das Dorf hat sich für den Bedarf im 18. Jahrhundert eine eigene Mühle, die „Pfenningsmühle“ am Mühlengraben gebaut, welche heute im Besitz der Familie Lüther ist. Bereits im 14. Jahrhundert wird die Kliftmühle unter dem Heinberg genannt. Diese Mühle gehörte den „von Geismar“ und später den „von Wrede zu Menne“.

Das Ossendorfer Wahrzeichen – der Heinturm – wurde im Jahre 1430 auf dem Heinberg erbaut. Mit diesem besonders wichtigen Wartturm ließ Bischof Diedrich von Mörs den Ring der Außenbefestigungen Warburg´s schließen. Er wurde auf dem höchsten Punkt des Heinbergs, der noch bis ins 16. Jahrhundert „Heidenberg“ hieß, errichtet. Von hier aus hat man eine weite Sicht nach Süden, Westen und Norden. Auch unterhalb des Heinbergs, im Diemeltal, waren noch Landwehren aufgebaut. Hier wurde am 31.Juli 1760 die „Schlacht am Heinberg“, eine sehr wichtige Schlacht im Siebenjährigen Krieg, geschlagen. Schon im Jahre 1672 wurde hier die „OFFENSIVALLIANZ“, ein Allianz zwischen Frankreich und dem Bistum Münster gegen die Niederlande geschlossen. Das Dorf war nach dem Dreißigjährigen und dem Siebenjährigen Krieg nahezu ausgestorben. Es wurde im Jahre 1642 geplündert und war nach dem Siebenjährigen Krieg völlig ruiniert.

Auch der Gaulskopf (264 m über NN), ein Ausläufer des Stocksteins (380 m über NN), liegt in Sichtweite von Ossendorf. Hier findet man das Ausgrabungsfeld einer germanischen Wallburg. Das Interesse daran weckte A. Doms in den Jahren 1965-1967. In seinem Ausgrabungsbericht ist die Anlage beschrieben: „Die Hauptwälle umschließen eine etwa 300m lange und zwischen 100 und 150 m breite Fläche. Im Westen riegelt ein 3m hoher, an der Basis 10m breiter Nord-Südwall die Burgzone ab.“ Die Ergebnisse neuerlicher Ausgrabungen im Jahre 1991 wurden als „Spektakuläre Funde“ und „einmalig in Westfalen“ bezeichnet. Aber die Funktion des Berges und der Burg, ob Zufluchts- oder Versammlungsplatz, ob heiliger Berg oder befestigte Siedlung konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Diese Wallburg hat sicherlich in den langandauernden fränkisch-sächsischen Auseinandersetzungen des 7. und 8. Jahrhunderts eine besondere Rolle gespielt. Es ist die bedeutenste Burganlage zwischen Eresburg und Herstelle. In diesem Zusammenhang ist auch das fränkische Gräberfeld zu sehen, welches im Jahre 1965 entdeckt worden ist. Es handelt sich dabei um Kriegergräber aus dem 7.Jahrhundert.

(Quelle: Jahreskalender 2000)