Kalkmagerrasen / Kalkscherbenäcker am Rabensweg
Kalkmagerrasen
Das ca. 105 ha große Naturschutzgebiet „Kalkmagerrasen bei Ossendorf (Franzosenschanze, Rabensberg und Heinberg)“ wurde mit durch die höhere Landschaftsbehörde der Bezirksregierung Detmold als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Die Flächen „Rabensberg“ und „Heinberg“ wurden bereits 1987 erstmals durch die Bezirksregierung Detmold als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Teilgebiete liegen innerhalb eines zusammenhängenden Landschaftsschutzgebietes zwischen Warburg und Ossendorf in einer durch Muschelkalk geprägten Zone nördlich des Diemeltals. Es handelt es sich jeweils um Biotopkomplexe, in denen die wertvollen Kalkmagerrasen eng verzahnt sind mit Kalk-Äckern, Säumen und Gebüschen (Rabensberg und Franzosenschanze) oder mit Wald (Heinberg). Die Steilhänge des Heinbergs wurden Mitte des 20. Jahrhunderts in größeren Bereichen aufgeforstet, so dass sich nur in Kuppen- und Steilhanglage offene Magerrasenstandorte erhalten haben. Sie sind unterschiedlich stark verbuscht und wurden in größeren Bereichen in den letzten Jahren wieder freigestellt. Am Rabensberg befinden sich mehrere kleine Magerrasenflächen, die in Gebüschstrukturen eingebettet sind. Diese wurden ebenfalls in den letzten Jahren zurückgedrängt. Zwischen den einzelnen Flächen liegen Magerwiesen sowie wildkrautreiche Kalk-Äcker. Die wertbestimmenden Magerrasenflächen im Bereich der Franzosenschanze befinden sich auf flachen Kalkrippen. Diese liegen zum einen im Bereich eines ehemaligen Standortübungsplatzes der Bundeswehr zum anderen in der Nachbarschaft von Magerweiden und Ackerflächen im Westteil des Gebietes.
Die Kalkmagerrasen bei Ossendorf sind aufgrund ihrer naturräumlichen Lage sehr artenreich und bilden den Lebensraum biogeographisch bemerkenswerter Arten. Hierzu zählen Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium), Geflecktes Ferkelkraut (Hypochoeris maculata), verschiedene Orchideenarten, wie die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) und die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), sowie der Deutsche Enzian (Gentianella germanica). Besonders artenreich sind auch die Kalk-Äcker, auf denen seltene Ackerwildkräuter wie Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), Feld-Rittersporn (Consolida regalis), Kleiner Frauenspiegel (Legousia hybrida) und Haftdolde (Caucalis platycarpos) vorkommen.
Die Ausweisung als Naturschutzgebiet erfolgte im Zuge der Umsetzung der FFH-Richtlinie für das FFH-Gebiet DE-4420-303 „Kalkmagerrasen bei Ossendorf“(Gebietsnetz NATURA 2000).
Zur weiteren Förderung der Ackerwildkrautgesellschaften wurde 2009 das bundesweite Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“ aus der Taufe gehoben. Das von der Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt verfolgt das Ziel, Ackerflächen mit einem herausragendem Arteninventar durch entsprechende vertragliche Vereinbarungen langfristig zu schützen. Weitere Informationen über das Projekt finden sich im Internet auf www.schutzaecker.de.
Am 13. Juni 2009 wurde am Rabensberg durch den Umweltminister von NRW und Vertreter von Bezirksregierung, Kreis Höxter und Stadt Warburg der erste Schutzacker des Projektes eingeweiht. Es handelt sich um einen der vom Arteninventar her am besten ausgestatteten Äcker in Nordrhein-Westfalen. Die Artenfülle und die zahlreichen bis sehr seltenen Arten machen diesen Acker sogar im Bundesvergleich zu etwas ganz besonderem – sie gehören zu den 100 besterhaltenen.
Die Informationstafel „Kalkscherbenäcker am Rabensweg“ wurde im Jahr 2011 am Acker der Vielfalt aufgestellt.