Gedichte von Erwin Dübbert


Ossendorf – Ein Gedicht

Kleines Dorf im Westfalenland,
unter dem Namen Ossendorf bekannt.

Über dir der Heinturm steht,
vom Wind seit 1430 umweht.

Die kleine Johanneskapelle
steht seit 1776 an gleicher Stelle.

Die Zahlt 1904 auf dem Grundstein der Kirche ich fand,
an selber Stelle einst die alte Kirche stand.

Durch das Tal die Diemel fließt,
ihr Wasser in die Weser gießt.

Die Naure und der Ohmebach,
ziehen durch die Landschaft so flach.

Das Dorf die holländische Straße teilt,
seit Jahrhunderten auf ihr der Verkehr eilt.

Im Ortskern die Straße zur Weser beginnt,
über Menne nach Beverungen das weißt ein jedes Kind.

Die Franzosenschanze das ist bewiesen,
spielte eine Rolle im Krieg Nummer Sieben.

Die Schützen haben 1931 die Halle errichtet,
voll Stolz dieses die Chronik berichtet.

Im Kirchturm droben hängen neue Glocken,
viele Tauben auch dort hocken.

Am Nörschen Thy der Zehnt wurde einst verlangt,
und dort auch die alte Linde stand.

Strom produzierte die Pfennigsmühle bereits vor 100 Jahren,
als im Dorf noch gar keine Laternen waren.

Die Postkutschen hielten einst hier an,
bevor die Reise nach Paderborn oder Kassel begann.

Die Kliftmühle ist seit 6 Jahrhunderten bekannt,
stets am Mühlengraben sie stand.

Die Asseler Burg das ist bekannt,
an der Grenze zu Waldeck stand.

Auf dem Gaulskopf wo heute die Bäume wachsen,
war einst eine Fliehburg der Sachsen.

Der romanische Taufstein in der Kirche ist uralt,
das Taufwasser in ihm ist sehr kalt.

Das alte Feuerwehrhaus in der Ortsmitte,
soll zum Heimathaus werden nach alter Väter Sitte.

Die Diemel liefert und das kühle Naß,
es wird gepumpt auf den Heinberg ins große Faß.


Am Dorfteich

Vögel zwitschern, Libellen tanzen,
Schüler kommen mit ihren Ranzen,
setzen sich am Ufer nieder,
sie kommen jeden Tag wieder.

Wenn die Schule ist aus,
rennen sie zum Dorfteich hinaus,
Groß und Klein, Dünn und Dick,
Barfuss geht es in den Schlick.

Mit vereinten Kräften und einem lautem hau ruck,
die Kleinen staunen und mancher guckt,
aus dem Schilf ein Boot wird gezogen,
am Mast die Piratenflagge hoch droben.

Am Steg versammeln sie sich dann,
und schwören den „Piratenbann“,
so, dann springen sie mit Geschrei,
ins Boot – ein jeder ist gerne dabei.

Es wird gerudert – die Riemen klatschen,
kleine Jungs am Ufer matschen,
Hans ist der Chef und er hat das Sagen,
niemand wird Widerspruch wagen.

So geht es im Sommer jeden Tag,
das Spielen am Teich ein jeder mag,
es gab kein Auto – keine Reisen,
nur Natur und das Singen der Meisen.

Hier am Dorfteich in den Abendstunden,
Liebespärchen machten ihre Runden,
am Steg auch am Entenhaus,
die Zeit vergeht – bald müssen sie nach Haus.

Generationen von Kindern wurden hier groß,
heute setzt sich noch so mancher dort ins Moos,
der Dorfteich er ist geblieben,
weil alle im Dorf ihn lieben.

Gemeinsam hat das Dorf sich stark gemacht,
und übernommen den Teich in eigene Pacht,
er ist der Mittelpunkt im Dorfleben,
einmal im Jahr zum Teichfest sie alle streben.

So ist geblieben ein Kindertraum,
ein völlig intakter Lebensraum,
der Dorfteich eine Idylle für jeden,
er kann einem ja soviel geben.


Kindheit im Dorf

Kleines Dorf im grünen Tal,
ich lieb Dich heut nicht zum letzten Mal,

Wo auf den Straßen ich einst spielte,
mit Freunden Räuber und Gendarm,
ein Wurstbrot auf die Hand ich kriegte,
und Mutter nahm mich in den Arm.

Die Kinderjahre sie schnell vergingen,
der Ernst des Lebens uns bald rief,
in der Volksschule mussten wir dann singen,
doch Schabernack hieß unser Sieg.

Wie gerne denke ich an diese Zeit,
so arm wir auch damals waren,
für die Zukunft waren wir bereit,
wir Kinder auf dem Dorf – wir waren Zaren.


An der Diemel

Auf den Ufern stehen die Pappeln groß und hoch,
mancher Fischreiher auf ihre Äste flog,
nebeneinander Baum an Baum,
wie ein großer, grüner Blätterzaun.

Der Flusslauf zieht gerade seine Bahn,
dieses hat er nicht immer so getan,
zu Urzeiten gab es viele Schlingen,
der Mensch erst begann ihn zu bezwingen.

Sein Wasser kommt aus dem Sauerland,
die Quelle auf dem Hohen Pön – dies ist bekannt,
aus einem kleinen Bache dort,
wird zum Fluß er an diesem Ort.

Das Wasser treibt Mühlen und Turbinen an,
es mahlt das Korn und Strom kommt heran,
ein zweiter Fluß wird abgezweigt,
der Mühlengraben sich uns zeigt.

Fische, Aale, Wassertiere groß an Zahl,
die Angler fangen sich so manches Mahl,
das Wasser der Diemel hell und klar,
es fließt bei Tag und Nacht immerdar.

Naure und Krähenbache fließen,
ihr Wasser in die Diemel ergießen,
Kopfweiden und Gebüsch ihre Ufer säumen,
eine Landschaft so richtig zum Träumen.

Eine Furt geht durch den Fluß,
mit der Straße ist hier nun Schluß,
hinüber in das Waldecker Land,
zu Stefanie´s Hof – der ist bekannt.

Auf dem Heinberge da steht ein Turm,
er erlebte so manchen Sturm,
von des Berges Kuppe geht so weit,
der Blick ins Diemeltal das hier ist so breit.

Auf der Kuhweide in den Brunnen,
Hört man die Wasserpumpen summen,
Wasser wird gefördert hier,
es löscht den Durst von Mensch und Tier.

Das Wasser der Diemel ist wichtig für alle,
für Mensch und Tier im Stalle,
doch nicht immer sei dem Fluß gedankt,
schon manch einer hier ertrank.

Das Wasser ist der Lebensquell,
es ist Freund und manchmal wilder Gesell,
Lebensborn – die Diemel – der Fluß,
in Bad Karlshafen ist mit ihr dann Schluß.


Mein Freund – der Maler

Ruhelos, immer unterwegs,
ständig auf dem Sprung,
fragt er Jeden „Wie geht’s“?
oder „Wie steht’s“?
zu jeder Tagesstund.

Trotz seiner fortgeschrittenen Jahre,
steckt er voller Elan,
ständig in Bewegung wie bei einem Rade,
für sich kennt er keine Gnade,
manchmal ist er wie im Wahn.

Nächtelang im Atelier er steht,
bis müde sind Augen und Hand,
die Zeit viel zu schnell vergeht,
niemand seine Anspannung errät,
es geht über den normalen Verstand.

Als Künstler ist er anerkannt,
sein Auskommen wäre gesichert,
im Westfalen-Land sehr bekannt,
schon oft er in der Zeitung stand,
für den Lebensabend ist er versichert.

Doch täglich muß er schaffen,
muß schaffen neue Werke,
auch wenn die Kritiker unken und gaffen,
wird er niemals freiwillig strecken die Waffen,
in der Kreativität liegt seine Stärke.

Diese Unruhe ist sein eigen,
getrieben von der inneren Uhr,
will sich vor niemandem verneigen,
und nicht nach „Canossa“ steigen,
er bleibt sich selbst, so rein und auch so stur.

Die Kunst so wie er sie versteht,
wie er sie spürt und malt,
niemals, auch nicht in Jahren vergeht,
selbst wenn sein Name vom Winde wird verweht,
sein Lebenswerk – für die Heimat macht es sich bezahlt.


JOHANNESFENSTER

Epos aus dem Diemelgau

(Kapitel 1-die Einleitung)

Schön ist´s den Wanderstab
mitzunehmen in die Diemelaue,
und fröhlich flotten Schrittes
zum blauen Himmel schaue.

Hinaus zum Asseler Wald
ausgeruht und froh gelaunt
zur Natur, zum Wasser,
der Nachbar nur so staunt.

Hier im grünen Diemelland
Geschichte ist so greifbar nah,
in den Bergen in den Rainen,
es wird berichtet was geschah.

Im Norden ist das Dorf Nörde
schon immer ist uns verbunden,
nebenan liegt das kleine Menne,
im Herzen gibt es tiefe Wunden.

Im Tal die Diemel fließt träge,
breit und gerade ist ihr Lauf,
bis nach Bad Karlshafen hin,
der Wanderer langsam schnauf´.

Nebel steigt im Herbst hier auf,
es könnten Trugbilder entstehen,
das Tal sich vollkommen füllt,
Götterdämmerung wir sehen.

Vor so vielen Jahrhunderten,
hier die großen Kämpfe waren,
eingebunden die ganze Gegend,
Krieger kamen hierhin in Scharen.

Auch im Krieg der 30 Jahre lang,
wütete und zerstörte der Land,
litt das Tal große Qualen,
Friede in Münster war das Band.

Danach kamen die Franzosen,
im Krieg Nummer Sieben,
bei der Schlacht am Heinberg,
die Alliierten sie hieben.

All dieses ist geschehen,
und noch vieles, vieles mehr,
hier in diesem Tale,
Menschen beklagen die Kriege sehr.

Es gab auch gute Zeiten,
und die Aue erblühte,
in Ruhe und Zufriedenheit,
ein jeder sich sehr bemühte.

In des Dorfes Mitte,
steht wie eine Festung,
die Kirche des Heiligen Johannes,
und weist uns die Richtung.

An den starken Wassern
die Mühlräder immer liefen,
direkt am Mühlengraben,
auch wenn Menschen schliefen.

Brücken zum Waldecker Land
Nachbarfehden hier tobten,
es wurde oftmals Zoll erhoben,
Bauern den Aufstand probten.

Fromme Mönche gab es,
im Kloster Hardehausen dort,
pflanzten wo die Wasser fließen,
mußten 1804 hier fort.

Auch die Straße durch das Tal,
von Holland bis Leipzig ging,
genannt die Holländische,
in Amsterdam einst anfing.

Die Postkutschen fuhren,
hielten in der Posthalterei,
um zu wechseln ihre Pferde,
dort gab es eine Streiterei.

Auch in der letzten Zeit,
machten Kriegsleute sich breit,
in den vierziger Jahren,
Deutschland hatte viel Streit.

Aber der Wanderer schaut
in eine Gegenwart so gut,
das Land blüht kräftig,
die Streitaxt nun ruht.

Voll vom Glück letzter Jahre,
kommen die Gedanken,
das Dichterherz kann nicht ruhen,
die sich um die Diemelaue ranken.

Will berichten voller Lust,
von dem Diemellande,
mit dem Dichterblick,
vom Dorf am Börderande.

Das Diemeltal im Warburger Land,
mein Ossendorf du stolzer Ort,
blüh du grüne Diemelaue,
nie gehe ich von hier fort.

Erwin – Heinrich Dübbert
Ortsheimatpfleger u. Ortschronist

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